Advent 2015
„Oskar gesucht!!“, steht in großen Buchstaben auf einem Zettel, den jemand an einer Ampel befestigt hat. Darunter das etwas undeutliche Photo eines kleinen, struppigen Hundes und viel Text. Ich schaue genauer hin. Dass Hundebesitzer ihre verloren gegangenen Vierbeiner auf diese Weise suchen, ist so ungewöhnlich ja nicht. Oskars Steckbrief, dort an der Ampel, dagegen schon: Er sei „Terriermischling“ , ist zu lesen, „braucht dringend Medikamente“ und außerdem, als „besonderes Kennzeichen“: ein „starker Überbiss“.
Stolze 500 Euro Belohnung versprechen die Besitzer Oskars Finder. Das ist sehr viel Geld für einen kleinen, offenbar kranken Mischlingshund mit starkem Überbiss, finde ich. Gut möglich, dass man für diese Summe einen reinrassigen Welpen kaufen könnte – einen mit sicherlich gesundem Gebiss. Und im Tierheim gibt es vielleicht viele Hunde dieser Art ganz umsonst.Aber Oskars Besitzer scheint das nicht zu stören. Sie wollen Oskar wiederhaben, ihren Oskar….. trotz oder evtl. sogar gerade wegen seiner Schwächen. Und das lassen sie sich eben viel kosten.
Für mich, überzeugter Nicht-Tierhalter, ist dieser Einsatz zunächst nicht nachvollziehbar. Doch dann dämmert es mir plötzlich: Sieht Gott uns Menschen nicht genauso? Sind nicht auch wir Mischlinge, auf vielfältige Weise krank, ganz und gar nicht perfekt? Und dennoch liebt Gott uns – so sehr, dass er noch weit mehr als 500 Euro für uns gezahlt hat – nämlich das Leben seines geliebten Sohnes Jesus. Er, so sagt die Bibel, ist in unsere Welt gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Danke!!!
Sommer 2015
„So ein Mist!“, – das ist mein erster Gedanke, als durchdringender Geruch aus der Küche dringt. Dort hatte ich zwei Backbleche mit Brötchen zum Aufbacken in den heißen Ofen geschoben – und dann vergessen. Gerade heute, in unserer Ferienwohnung hoch in den Bergen, ist das besonders ärgerlich. Denn anderes Brot ist nicht im Haus. Was soll jetzt aus dem Ferienfrühstück werden, auf das sich die Familie freut?
„So ein Glück!“, denke ich erleichtert, nachdem ich eiligst den Ofen geöffnet habe. Aus mir unerklärlichen Gründen war ein einzelnes Brötchen vom Blech gefallen und durch die größere Hitze im unteren Bereich des Herdes angebrannt. Alle übrigen Brötchen sind zwar auch schon zu lange im Ofen. Wäre ich nur wenig später gekommen, hätte es auch sie erwischt. Noch aber sind sie gut genießbar. Der Verlust des einen Brötchens hat die übrigen gerettet – und damit auch unser Frühstück.
„So ein tolles Beispiel!“, denke ich später beim Tischdecken: Für Gottes Güte und kreative Hilfe trotz, oder gerade wegen meiner Vergesslichkeit. Dafür bin immer wieder dankbar. Vor allem aber weist mich das Erlebnis mit dem „Retter-Brötchen“ eindrücklich darauf hin, was Jesus am Kreuz getan hat. Er opferte sich freiwillig, stellvertretend für mich und die ganze Welt, um Zugang zum ewigen Leben in Gemeinschaft mit Gott zu eröffnen. Er nahm die Strafe, die wir verdient hätten. Was für ein Geschenk!
Als wir schließlich alle mit knusprigen Brötchen am Frühstückstisch sitzen, ist auch das verbrannte mit dabei – zunächst als perfekter Einstieg für eine kurze spontane Familienandacht. Und dann wird es doch gegessen. Echte Männer und langgediente Väter sind bei so etwas hart im Nehmen…..
Michael van Mark